Unternehmen mit engem finanziellen Spielraum sehen sich häufig mit Problemen beim eigenen Budget konfrontiert. Wenn finanzielle Mittel langfristig gebunden sind, ohne dass diese aktiviert werden können, belastet dies die unternehmerischen Freiheiten. Gleichzeitig ist es in solchen Situationen oft schwer, Investoren oder Kredite aufzutreiben. Dann ist der finanzielle Handlungsspielraum in Gefahr. Die Wareneinkaufsfinanzierung ist in bestimmten Szenarien eine interessante Lösung. In diesem Artikel geht es um diese spezielle Art der Finanzierung sowie ihre Vorteile und Eigenschaften.
Bei der Warenfinanzierung handelt es sich um einen speziellen Teil der Unternehmensförderung. Sie steht im direkten Zusammenhang mit dem Einkauf von Waren.
Bei der Warenfinanzierung wird ein sogenannter Finetrader mit der Beschaffung der Waren beauftragt. Dieser Finetrader übernimmt die Bezahlung der Waren und tritt gegenüber dem Verkäufer bzw. der Verkäuferin auch als Handelspartner:in auf. Der Finetrader organisiert die Lieferung der Waren. Das Zahlungsziel gegenüber dem Trader ist dann um bis zu 120 Tage verzögert. So entsteht finanzieller Spielraum beim Wareneinkauf und Unternehmen müssen keine eigenen Finanzmittel für den Einkauf vorstrecken.
Es handelt sich somit um eine Lösung für die Lieferkette, bei der der Wareneinkauf an einen Partner abgegeben wird.
Unternehmen, die auf dieses Modell zurückgreifen möchten, müssen zunächst einen Partner für die Wareneinkaufsfinanzierung finden. Hierfür gibt es spezielle Plattformen, über die Unternehmen und Finetrader zusammenfinden können.
Eine genaue Suche nach einem passenden Partner hat durchaus Vorteile. Die Konditionen der einzelnen Finetrader unterscheiden sich oft deutlich. Dies beginnt bereits bei dem Spektrum des Einkaufsvolumens. Einige Finetrader haben sich auf kleinere Transaktionen spezialisiert, andere Trader setzen primär große Deals um.
Die Wareneinkaufsfinanzierung ist eine direkte Alternative zu einem Bankkredit. Durch die kurze Laufzeit von einigen Wochen bis zu wenigen Monaten ist die Wareneinkaufsfinanzierung deutlich flexibler. Unternehmen zahlen anstelle von Zinsen in der Regel eine fixe Gebühr. Diese ist bereits vor Abschluss der Finanzierung transparent ausgewiesen. Eine langfristige Überschuldung mit unabsehbaren Auswirkungen durch Zinsen ist somit ausgeschlossen. Zudem ist die Wareneinkaufsfinanzierung eine schnelle Methode: Meistens ist der Anschluss einer Finanzierung innerhalb von 48 Stunden möglich.
Die Kooperation mit einem Finetrader ist grundsätzlich langfristig ausgelegt. So wird eine Wareneinkaufslinie eingerichtet, über die gezielt Produkte erworben werden. Die gesamte Kontrolle verbleibt beim Unternehmen. Dieses wählt weiterhin die Lieferanten aus und bestimmt, welche Waren in welcher Form oder Menge eingekauft werden.
Die Finanzierung über diesen Weg hat das Potenzial, günstigere Preise im Einkauf zu ermöglichen. Finetrader begleichen die offenen Rechnungen in der Regel sofort und vollständig. Das erlaubt es oftmals, bis zu drei Prozent Skonto in Anspruch zu nehmen. Davon profitiert auch das Unternehmen, das den Finetrader beauftragt hat. Darüber hinaus räumen viele Lieferanten auch Rabatte ein, wenn die Zahlungen zuverlässig und im Voraus erfolgen. Dadurch wird der Einkauf unter Umständen sogar günstiger, trotz der festen Gebühr für den Finetrader.
Die Wareneinkaufsfinanzierung richtet sich an ganz spezifische Unternehmen. Zur Zielgruppe gehören in erster Linie Unternehmen, die einen großen Teil der Finanzen für den Einkauf von Waren aufwenden. Hierbei steht oft vor allem der Import von Gütern im Fokus. Durch den globalen Handel sind enorm lange Lieferketten entstanden. Beispielsweise betragen die Container-Laufzeiten von Asien nach Europa im Durchschnitt 107 Tage.
Der Einkauf von Waren im fernen Ausland oder sogar die Auftragsproduktion in Asien sind mittlerweile ganz normale Vorgänge. Sie bringen jedoch eigene Herausforderungen mit sich. Dazu gehören die langen Zeiträume, die vergehen, bis die bezahlten Waren eintreffen und verkauft werden können. Dieser Zeitraum kann schnell drei Monate oder mehr betragen. Die Zahlung ist jedoch bereits vor der Lieferung fällig. Handelt es sich um teure Produkte, dann sind diese finanziellen Mittel für eine lange Zeit gebunden. Bei einem kontinuierlichen Warenstrom bedeutet das, dass Finanzmittel dauerhaft gebunden sind.
Die zweite Gruppe von Unternehmen, die von der Wareneinkaufsfinanzierung oftmals profitieren, sind Start-ups und junge Unternehmen. Bei diesen Unternehmen sind die finanziellen Mittel natürlich zunächst begrenzt. Vielfach stehen Entscheidungen an, ob die zur Verfügung stehenden Finanzmittel in den Ausbau des Unternehmens, das Marketing oder eben den Wareneinkauf fließen sollen. Solche Situationen schränken die Entwicklung eines jungen Unternehmens ein. Im schlimmsten Fall ist sogar die Existenz bedroht. Durch die Wareneinkaufsfinanzierung ist es möglich, die Bindung von Finanzmitteln bei langwierigen Importen zu verhindern. Gleichzeitig erfolgt so eine Trennung des Unternehmensbudgets von den Einkaufsaktivitäten. So steht das Firmenkapital vollständig für die Investition in den Aufbau der eigenen Strukturen zur Verfügung. Die Ausgaben für den Warenimport fallen erst dann an, wenn die eingekauften Artikel eingetroffen sind und direkt verkauft werden können.
Die Wareneinkaufsfinanzierung ist für viele Unternehmen eine interessante Option. Gerade Firmen, die teure Waren aus fernen Ländern importieren, profitieren oft von einer Wareneinkaufsfinanzierung. Durch die Nutzung von Rabatten und die Vermeidung von Kosten für Überziehungs- oder Kreditzinsen ist der Einkauf teilweise sogar günstiger als durch eine Eigenfinanzierung.
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