Wer sich selbstständig macht und sein eigenes Unternehmen gründet, hat oft eine ganze Reihe an Träumen, Wünschen und Vorstellungen: Endlich nicht mehr auf den Chef hören müssen. Sein eigener Boss sein. Freie Zeiteinteilung und arbeiten, wann, wo und wie es passt. Und die Bezahlung ist natürlich auch viel besser. Besonders in der Kreativbranche ist diese Einstellung verbreitet. Neue Agenturen schießen wie Pilze aus dem Boden.
Doch der Weg zum Erfolg, zu guten Kunden und einem Berg an Aufträgen ist oft fordernder, als es so mancher im Vorfeld erwartet hat. Und auch all jene, die mit einer gesunden Portion Menschenverstand an die Sache rangehen, stolpern oft über Fallstricke, die zuvor gar nicht zu sehen waren.
Kreativität braucht Freiheit und Räume zur Entfaltung, keine Zeitpläne und Vorgaben. Ja, alles richtig. Doch weit kommen Gründer:innen mit dieser Einstellung leider nicht. Die fachliche Expertise kann noch so groß sein, Ihr Können noch so sehr geschätzt werden – wenn Sie nicht in der Lage sind, zum abgesprochenen Zeitpunkt zu liefern, sind Sie für die meisten Firmen kein geeigneter Partner und werden nicht mehr beauftragt.
Gerade jungen Unternehmen fällt die belastbare Planung schwer. Meist liegt das daran, dass sie zu viel versprechen. Noch schneller, höher und weiter, um dem Wettbewerb immer voraus zu sein und selbst besser da zu stehen. Doch am Ende überzeugen Sie mit der Qualität Ihrer Arbeit weitaus mehr, als mit dem Tempo.
Geben Sie deshalb realistische Schätzungen ab, wie lange eine Aufgabe dauert. Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie noch andere Kunden haben, um die Sie sich kümmern müssen. Und auch ein gewisser Zeitpuffer sollte eingeplant sein. Denn Mitarbeiter:Innen haben ab und an Urlaub oder werden krank. Wenn das Projekt oder Teile davon dann eine Woche früher fertig sind, freut sich Ihr Kunde umso mehr.
Nur allzu oft kollidiert der Wunsch nach Freiheit und Selbstentfaltung mit der wirtschaftlichen Realität. Denn Ihren Kunden sind diese Ansprüche ziemlich egal. Sie wollen zu den üblichen Bürozeiten mit Ihnen in Kontakt treten können und sich darauf verlassen, dass E-Mails zügig beantwortet werden. Sie müssen sich diesen Gegebenheiten anpassen, zumindest zu einem gewissen Grad.
Am einfachsten geht das, wenn Sie Kernarbeitszeiten einrichten, zu denen Sie garantiert erreichbar sind. Sie wollen lange schlafen? Von 11 bis 18 Uhr sind Sie am Platz. Sie starten früh, wollen aber den Nachmittag freihaben? 6 bis 12 ist ein guter Zeitrahmen. So sind Sie zu den üblichen Bürozeiten zu sprechen und Ihre Kunden können sich darauf verlassen, Sie im Laufe des Tages zu erreichen.
Was soll Ihre Arbeit kosten? Eine schwierige Frage, deren Beantwortung ebenso viel mit der wirtschaftlichen Realität wie mit einer gesunden Selbstwahrnehmung zu tun hat. Denn viel zu viele Agenturen verkaufen Ihre Leistungen am Anfang weit unter Wert. Klar, über den Preis gewinnen Sie Kunden. Aber leider arbeiten Sie im Endeffekt umsonst. Kurz gesagt: Liegen Sie unter einem gewissen Stundensatz, können Sie den Laden gleich zumachen.
Warum? Weil Sie am Ende pleite sind. Von dem in Ansatz gebrachten Stundensatz bleiben Ihnen nach Abzug der Steuern ohnehin nur etwa die Hälfte. Davon haben Sie aber noch keine Mitarbeiter:Innen, die Miete oder den Strom bezahlt. Auch die Kosten für die Büroausstattung, die Technik, Programme und Werbung sind nirgendwo eingerechnet. Kalkulieren Sie also anständige Preise, von denen Sie leben können
Missverständnisse, ungenaue Abstimmungen und auch absichtliche Fehlinterpretationen sind leider nicht unüblich in der Geschäftswelt. Wenn Sie vermeiden wollen, von Kunden über den Tisch gezogen zu werden oder in Diskussionen hineinzustolpern, die Sie kaum gewinnen können, gilt der einfache Leitsatz: Wer schreibt, der bleibt.
Wenn Sie mit Kunden Projekte abstimmen, achten Sie darauf, dass alles schriftlich festgehalten wird. Entweder läuft die Kommunikation direkt per Mail oder Sie verfassen im Anschluss an ein telefonisches oder persönliches Gespräch ein entsprechendes Schreiben. Da hinein gehören alle relevanten Punkte. Bitten Sie den Kunden um schriftliche Bestätigung. Jedes Unternehmen, das anständig mit Ihnen zusammenarbeiten möchte, wird problemlos akzeptieren. Kommt es zu Diskussionen oder wird die Bestätigung immer weiter hinausgezögert, ist Vorsicht geboten.
Es gibt viele Gründer:innen, die sich voll in ihre Arbeit stürzen. Auch spät nachts und am Wochenende gönnen sich diese Enthusiasten keine Erholung. Und das ist am Anfang auch gut so. Denn für zufriedene Kunden zu sorgen ist nun einmal Kern des Geschäftes. Und die Bestätigung gibt Kraft und Selbstvertrauen. Achten Sie jedoch gut darauf, dass Sie sich dabei nicht selbst kaputtmachen. Wenn Ihr Kopf schon morgens dicht macht, Ihnen flau wird, wenn Sie ans Büro denken oder Sie abends immer öfter mit dem Einschlafen Schwierigkeiten haben, dann sollten Sie einen oder auch zwei Gänge runterfahren.
Legen Sie eine Zeit fest, zu der Sie den Schreibtisch spätestens verlassen. Nehmen Sie zwei Wochen Urlaub. Gönnen Sie sich ein verlängertes Wochenende. Und lassen Sie den Laptop und am besten auch das Handy zu Hause. Die Arbeit ist danach immer noch da. Und Sie können sich wieder voll und ganz darauf konzentrieren, ohne Ihre geistige und körperliche Gesundheit zu gefährden.
Als junge Agentur ist es gerade am Anfang nicht leicht, Fuß zu fassen. Sie müssen sich einen Ruf aufbauen, Reputation gewinnen und Kunden überzeugen. Das geht nicht ohne harte Arbeit. Halten Sie sich deshalb gerade zu Beginn an bekannte Abläufe und Strukturen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Stellen Sie sicher, dass Sie Absprachen nicht nur mündlich, sondern auch und vor allem schriftlich treffen. Und verlieren Sie nicht den Spaß an der Arbeit, weil Sie nicht mehr vom Bildschirm wegkommen. Dann sind Sie für die Zukunft gut gerüstet.
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