Warum feiert eigentlich nur der Mensch?

Sicher feiern in gewisser Weise auch Tiere, oder zumindest beweisen sie hin und wieder gute Laune. Vor allem Hundebesitzer:innen können darüber Zeugnis ablegen. In Gruppen zusammenkommen und dann mitunter seltsam anmutende Rituale abzuhalten, das ist jedoch einzig Sache des Menschen. Vordergründig ist der Grund klar. Ein Jubiläum, Geburtstage, Firmen-Events und einiges mehr sind hier zur Begründung anzuführen. Es werden oft sogar außergewöhnliche Locations für die Feiern genutzt, so etwa wie bei der Betriebsfeier NRW in einer Waschkaue, in der sich früher hunderte Männer nackt unter die Dusche stellten, um sich den Kohlestaub abzuspülen.

Leben ohne Feier oder Party?

Zunächst ist es eine Frage der Betrachtungsweise, was denn überhaupt eine Feier ist. In der katholischen Religion etwa ist jeder Gottesdienst eine Feier zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit. Nicht wenige Menschen stellen sich unter einer Feier allerdings etwas mehr Unterhaltsames vor, bei dem weniger gekniet und mehr getanzt und getrunken wird. Vermutlich ist es aber eine Mischung aus all diesen Komponenten, die den Menschen dazu brachten, zu feiern, unabhängig voneinander in verschiedenen Epochen. Einen oder eine Erfinder:in von Partys gibt es nicht, höchstens Ideengeber:innen für besondere Formen.

Menschenaffen wie Schimpansen oder Bonobos, die genetisch gesehen die stärkste Verwandtschaft zum Menschen besitzen, feiern nicht. Sie zeigen in Ausnahmesituationen, die von Menschen mit einer Feier gewürdigt würden, Emotionen, aber mehr auch nicht. Was aber Menschenaffen und auch einige andere Tierarten kennen, ist der Rausch. Vergorene und damit alkoholhaltige Früchte machen regelmäßig unterschiedlichste Tiere betrunken, vom Spatz bis zum Elefanten. Als das abstrakte Denken in der menschlichen Evolution Einzug hielt, verfeinerte der Mensch die Sache, sodass nicht mehr auf die Überreife der Früchte gewartet werden musste. Alkohol erhielt in praktisch jeder Zivilisation seinen festen Platz. Im europäischen Mittelalter wurden statt Wasser lieber Bier und Wein getrunken, selbst von Kindern, allerdings fast immer stark verdünnt eher aus Gründen der Desinfektion. Trotzdem tat der Alkohol seine Wirkung und sicher löste er einige Feierlichkeiten aus, aber auch einige Kriege oder zumindest handfeste Nachbarschaftsstreitigkeiten. Doch genau genommen braucht Alkoholkonsum keine Anlässe, warum gab und gibt es also Feiern?

Früher wie heute: der Mensch braucht Beziehungen

Feiern hatten zu allen Zeiten eine verbindende Wirkung. Die Teilnehmer:innen einer Feier stellen eine Gruppe dar, die meist eine gemeinsame Basis haben, z. B. der 90-jährige Großvater und seine zahlreiche Verwandtschaft oder eine Firma mit ihren Angestellten. Selbst Riesenfeste wie beispielsweise die Cranger Kirmes in Herne basiert in ihren Ursprüngen auf Zusammenkünften mit einem bestimmten Grund.

Wird das Ganze weiter zurückgedacht, könnte die Feier ein Ersatz sein für das Leben im Rudel. Schon mit dem Beginn des Nomadentums, als die Menschen den Wildtieren hinterher zogen, lösten sich die Gruppen auf, kamen aber immer wieder zu großen Treffen zusammen, die zugleich oft Heiratsmärkte waren. So ähnlich, wenn auch mit anderen Vorzeichen, verhält es sich bis heute. Ohne Feiern gibt es kaum Vielfalt. Und das ist wohl Grund genug, den normalen Alltag zu sprengen und mal was ganz anderes zu tun, oder?