Laut einem Bericht von Tagesschau.de auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) ist die Konjunktur im zweiten Quartal 2020 in Deutschland durch Covid-19 um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Eine Studie von Finance Forward (FF) zeigt jedoch, dass diese Krise nicht alle Branchen gleichermaßen trifft. Zu den größten „Gewinnern“ von Covid-19 gehören unter anderem Fintechs, also Startups, die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen anbieten.
Die Redakteure von FF befragten für ihre Analyse 56 Fintech-Chefs zu Neueinstellungen, der Geschäftsentwicklung und dem Fundraising. Vertreten waren unter anderem Anlage-Startups und wichtige Digitalbanken. Unternehmen, die innerhalb der etwa 800 Startups umfassenden Fintech-Szene besondere Dienstleistungen wie zum Beispiel ein versicherungsmathematisches Gutachten im Kundenauftrag mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) anbieten, wurden in der Aufstellung der Umfrageteilnehmer hingegen nicht separat erwähnt, obwohl sie in der deutschen Fintech-Landschaft durch ihre Alleinstellungsmerkmale ebenfalls wichtige Positionen einnehmen.
Trotz der anhaltenden Covid-19-Krise gaben 89,3 Prozent der Umfrageteilnehmer an in den kommenden drei Monaten mit steigenden Umsätzen zu rechnen. Einen Umsatzrückgang erwarten hingegen nur 3,6 Prozent der repräsentativ ausgewählten Fintechs. Dies liegt vor allem daran, dass 81,5 Prozent der Startups der Meinung sind von Covid-19 zu profitieren. Hauptursache dafür ist, dass die überwiegend digitalen Angebote auch während der Krise unverändert angeboten werden können, während herkömmliche Banken und Versicherungen mit Filialnetz nur eingeschränkt ihren Geschäften nachgehen können.
Die positiven Entwicklungen der Krise werden auch in der Jahresplanung deutlich, die bei 70 Prozent der Fintechs von mehr Umsatz als im Vorjahr ausgeht. Es ist damit auch nicht verwunderlich, dass lediglich 19,6 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter in Kurzarbeit beschäftigen müssen. 78,6 Prozent der teilnehmenden Fintechs haben sogar trotz der Covid-19-Krise neue Mitarbeiter eingestellt. Auch die Kapitalausstattung gibt wenig Grund zur Sorge. 68,1 Prozent der Startups haben genügend Geld für mehr als zwölf Monate und nur 5,5 Prozent der Firmen werden ihr Kapital innerhalb von weniger als sechs Monaten aufbrauchen. Erwartet wird eine Downround bei nur 7,1 Prozent der Umfrageteilnehmer.
Deutlich werden die teils positiven Auswirkungen der Corona-Krise auf die deutschen Fintechs vor allen an den Unternehmen Auxmoney, N26 und Trade Republic, die in den letzten Monaten Investitionen in Millionenhöhe erhalten haben.
Der Online-Broker Trade Republic konnte im April bei einer neuen Fundraising-Kampagne insgesamt 62 Millionen Euro Risikokapital einsammeln. Zu den neuen Investoren in das Startup, das Aktienhandel per Smartphone-App anbietet, gehören unter anderem der amerikanische Wagniskapitalgeber Accel sowie Peter Thiel in Form des Unternehmens Firma Founders. Überdies haben die Bestandsinvestoren Creandum und Project A dem Startup weiteres Kapital bereitgestellt, das zum schnelleren Erreichen, der im Businessplan definierten Ziele genutzt werden soll.
Peter Thiel hat mit seinem Unternehmen Valar Ventures außerdem in die Onlinebank N26 investiert. Insgesamt kamen gemeinsam mit den Risikokapitalgebern Insight Venture Partners sowie dem singapurische Staatsfonds GIC in der aktuellen Finanzierungsrunde 92 Millionen Euro zusammen. N26 möchte laut Unternehmensangaben die Investitionen zum Ausbau neuer kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten und für das globale Wachstum nutzen.
Mit 150 Millionen Euro neuem Risikokapital ist Auxmoney der eindeutige „Gewinner“ unter den deutschen Fintechs. Bereitgestellt werden die Finanzmittel größtenteils von Centerbridge und Foundation Capital. Angeboten werden von Auxmoney sogenannte Peer-to-Peer-Kredite. Es handelt sich dabei um Kredite von privaten Anlegern an andere Privatpersonen, die über eine Onlineplattform abgewickelt werden. Personen mit schlechter Bonität erhalten über Auxmoney somit leichter Geld, müssen aber im Gegenzug höhere Zinsen bezahlen.
Obwohl das Geschäftsklima unter den Fintechs laut den Ergebnissen der FF Umfrage „gut bis sehr gut“ eingeschätzt wird, gibt es auch einige Startups, die die Covid-19-Krise nicht ohne Schäden überstehen. Dazu gehört unter anderem das in Hamburg ansässige Kreditvergleichsportal Finanzcheck, das laut einem Bericht von finanz-szene.de seit Jahresbeginn mindestens 20 Mitarbeiter entlassen musste.
In einer Stellungnahme erklärt das Startup dazu: „Deutschland befindet sich durch die Corona-Krise in einer gesamtwirtschaftlichen Rezension. Auch an Finanzcheck sind diese Entwicklungen leider nicht spurlos vorbeigegangen. Wir vermitteln Kredite, da machte sich das gebremste Konsumverhalten der Deutschen im zweiten Quartal bemerkbar.“
Trotz einzelner Verlierer aus dem Kredit- und Finanzbereich scheint die Covid-19-Pandemie den Fintechs in Deutschland insgesamt zu helfen. Hauptgrund dafür laut Branchenexperten eine schnelle Umstellung des eher traditionellen Verbraucherverhalten, das dazu führt, dass die digital agierenden Startups neue Kunden gewinnen können. Der bisherige Vorsprung herkömmlicher Banken und Versicherungen wird durch Covid-19 also in einer zuvor nicht erwarteten Geschwindigkeit weiter reduziert. Verlieren werden dadurch vor allen Unternehmen mit teurem Filialnetz und hohen Fixkosten, die einen Teil ihrer Kunden an Onlineanbieter verlieren.
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